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Stolperstein für Moritz
Zudkowitz ermordet im Juli 1942 im KZ Chelmno, Polen |
Stolperstein für Masza
Zudkowitz geb. Malinsky ermordet im Juli 1942 im KZ Chelmno, Polen |
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Moritz Mosche Zudkowitz und Masza Malinsky
heirateten am 12. Dezember 1919 in Lutomiersk. 1920 zog das junge Paar
nach Deutschland. In Chemnitz wohnten sie gemeinsam mit weiteren Angehörigen der Familie Zudkowitz in der Zietenstraße 40a. Das Haus gehörte Moritz' Halbbruder Isaak. Die Familie betrieb ein
"Garn- und Floragenturgeschäft" in der Fritz-Reuther-Straße 6. |
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Zietenstraße 40a heute |
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Um der Inflation und
Wirtschaftskrise zu entgehen, zogen sie vorübergehend nach Lodz. Die
Wohnung und Firma in Chemnitz blieb aber bestehen. In Lodz wurde am 18.
Januar 1923 das zweite Kind - Leon - geboren. Schon 1924 ist die Familie
wieder in Chemnitz und die Firma unter >Zudkowitsch &Co.,
Js.,Strumpffabrik "Zuberko"<, mit Sitz in der Fritz-Reuter-Straße 6 im
Adressbuch eingetragen. Die Kinder wurden in dieser Zeit von einer
deutschen Kinderschwester betreut. Doch durch die Weltwirtschaftskrise verlor die Familie1929 ihr gesamtes Vermögen. Die Firma war bankrott, das Haus musste verkauft werden und Moritz und Masza mussten mit den Kindern in eine kleine Mietwohnung in die Fürstenstraße 12 umziehen. Die Kinder besuchten erst die Pestalozzi-Schule und später die Lessing-Schule. Ab 1936 durften sie die normale Schule nicht mehr besuchen. Es gab nun jüdische Sonderklassen, z. B. in der Brühlschule. Haim Hermann verließ zu diesem Zeitpunkt die Schule und arbeitete bis 1938 im Büro der jüdischen Strumpffirma Paretzkin (Sitz Mitweida), die ihr Kontor in der Annenstraße hatte. Am 28. Oktober 1938 wurde die Familie, wie viele andere polnische Juden, aus Deutschland ausgewiesen. Gepäck durften sie nicht mitnehmen, nur das Notdürftigste. Nach einer tagelangen, anststrengenden und demütigenden Irrfahrt durften sie schließlich in Polen bleiben. Sie ließen sich in Lutomiersk, bei Maszas Familie nieder. Mehr als 2000 Juden gab es nun in diesem Ort. Haim Hermann war bereits seit Mai 1938 zur landwirtschaftlichen Ausbildung in "Ellgut" in Steinau/Neiße. Am 28. Oktober wurde er hier mit vielen anderen polnischen Juden verhaftet und nach Gleiwitz ins Gefängnis gebracht. Nach vier Stunden wurden sie freigelassen und über die Grenze nach Polen abgeschoben. Auch er ging nach Lutomiersk und lebte eine Zeit im Haus seiner Großmutter. Da er sehr gut Ski fahren konnte, sollte er als Skilehrer nach Zakopane gehen. Doch es kam anders. Ein Freund aus Chemnitz kam nach den Ereignissen in der "Kristallnacht" zu ihm und überredete ihn mit nach Palästina zu kommen. Im Februar 1939 bestieg er ein Schiff nach Israel. Das rettete ihm das Leben, aber seine Eltern und anderen Verwandten hat er nie wiedergesehen. Etwa zur gleichen Zeit konnte der zweite Sohn der Familie, Leon Zudkowitz, mit einem Kindertransport von Danzig nach England geschickt werden. Das war nur möglich, dank guter Kontakte, die Familienmitglieder in Lodz nach England hatten. Dadurch überlebte auch Leon den Holocaust. Im Sommer 1940 wurde in Lutomiersk ein Ghetto geschaffen. Erst konnten sich alle Juden noch frei bewegen, später durfte es niemand mehr ohne einen dafür ausgestellten Pass verlassen. Moritz Zudkowitz engagierte sich im Ghetto im Judenrat. Ende 1942 wurde das Ghetto aufgelöst und die überlebenden Juden in das Vernichtungslager Chelmno abtransportiert. Am 29. Juli 1942 wurden Masza und Moritz Zudkowitz nach Chelmno deportiert und umgebracht. Ihr letzter Brief an den Sohn Leon war vom 10. April 1941. Haim Hermann und Leon trafen sich 1950 das erste Mal in London wieder. Später trafen sie sich mehrfach in Israel, der Schweiz und den USA. Haim Hermann hatte die kaufmännische Laufbahn eingeschlagen und sich zum Bankmanager hochgearbeitet. Er verstarb am 7. September 2011 in Israel. Leon hatte in London die Möglichkeit das Birckbeck College zu besuchen und an der University of London zu studieren. 1951 promovierte er am Kings College Hospital. Er hatte eine ausgezeichnete Karriere in der Medizin, spezialisiert auf Kardiologie und Pulmologie und erhielt mehrere Auszeichnungen für seine medizinischen Forschungen. Er verstarb am 22. August 2012 in Ohio/USA. |
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Die Stolpersteine für
Moritz und Masza Zudkowitz wurden am 19. Oktober 2011 vom Künstler
Gunter Demnig in der Fürstenstraße 12 verlegt.
Petra Habelt Fotos: Habelt |