Kasernengeschichte von 1918 bis heute
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Kasernen für öffentliche Einrichtungen genutzt. In die Gebäude zogen nun die Landespolizei unter Oberst von Pape und das Finanzamt ein. Das Garnisonslazarett als medizinische Einrichtung blieb aber erhalten. |
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Mit Machtantritt Hitlers 1933 begann die zielstrebige Wiederaufrüstung. Die allgemeine Wehpflicht wurde eingeführt und in die Kasernen zog nun die Wehrmacht ein. |
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Aus der ehemaligen Ulanen Kaserne wurde die „Kirchbach Kaserne“ (II. Abteilung des Artillerieregiments Nr. 60 und Artilleriekommandantur 24) |
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und aus der Infanterie Kaserne die „König Albert Kaserne“. (1. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 102, 13. Infanteriegeschütz- und 14. Panzerabwehrkompanie) Wieder war Chemnitz zur Garnisonsstadt geworden. |
Doch regte sich hier auch bald der Widerstand. Generalmajor Friedrich Olbricht war von 1938 bis 1940 Kommandeur der 24. Infanterie-Division. Er beteiligte sich maßgeblich an dem Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944. Nach dem Scheitern der „Operation Walküre“ wurde er gemeinsam mit Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim, Oberst Graf Schenk von Stauffenberg und Werner von Haeften hingerichtet. |
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Die 24. Infanterie-Division war von September 1939 bis Mai 1945 an vielen schweren Kämpfen beteiligt. Bei den Schlachten von Kutno, Sedan, Tscherkassy, Sewastopol, am Ladoga-See und im Gebiet um Leningrad hatte sie dabei hohe Verluste zu verzeichnen. Der Rest der Division ging schließlich am 9. Mai 1945 gegen 13:00 Uhr diszipliniert und in schweigendem Marsch, nahe Aizupe/Kurland geschlossen in russische Gefangenschaft. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die Chemnitzer Infanterie-Division 8289 Tote (davon allein 6043 an der Ostfront), 7260 Vermisste und 5065 Verwundete zu beklagen. |
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Nachdem bereits am 13. April 1945 Amerikanische Truppen vor den Toren der Stadt standen, erfolgte am 8. Mai 1945 die Besetzung von Chemnitz durch die sowjetischen Truppen. Am 26. Mai 1945 bezog das 841. Tschernowetzer Garde Artillerie Regiment von der 11. Rotbanner Garde Panzerdivision unter Oberstleutnant Boris Troz in den Kasernen an der Planitzstraße Quartier. 1947 wurde die Planitzstraße in Leninstraße umbenannt und in den folgenden Jahren waren in den Kasernen an der Leninstraße die unterschiedlichsten Truppenteile der Sowjetarmee stationiert. Vor allem Artillerie und Raketentruppen prägten nun das Bild der Kasernen auf dem Sonnenberg.
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1990 begann der Abzug der sowjetischen Soldaten aus Chemnitz. Am 29.Mai 1993 verließen die letzten 450 Soldaten der einst 4.000 Mann starken sowjetischen Garnison den Sonnenberg. |
Bis 1996 wurden nun Munitionsreste geborgen, die Gebäude entkernt und Geländeabschnitte rekultiviert. Inzwischen sind bereits einige Nebengebäude saniert, bzw. die meisten Kasernengebäude abgerissen und das Gelände soll für neue Projekte genutzt werden. |
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Saniertes Gebäude der Kasernenanlage |
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Die noch verbliebenen und unter Denkmalschutz stehenden Gebäude suchten dringend einen Investor. Leider fand sich niemand, der die maroden Gebäude sanieren und einer neuen Verwendung zuführen wollte. Nun wurden sie Anfang 2012 - trotz Denkmalschutz! - abgerissen. Somit sind alle Spuren, die an die Chemnitzer ehemaligen Regimenter auf dem Sonnenberg erinnern könnten, verschwunden. | |
Inzwischen wurde in einer Einwohnerversammlung das Projekt zur Neubebauung dieses Areals vorgestell. Ein Schulzentrum für Körperbehinderte wird entstehen und verschiedene Gewerbetreibende sollen dort angesiedelt werden. | |
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Petra Habelt |
Bildquelle: 1,3, Sammlung Petra Habelt
2,4, Sammlung Jürgen Eichhorn
5, wikipedia
6 AG Sonnenberg-Geschichte
7-19, Petra Habelt
20, Stadt Chemnitz