Zum 190. Geburtstag von Julius Eduard Reinecker
von Dr. Wolfgang Uhlmann
Am 27. Juli 1832 wurde Julius Eduard Reinecker in Wieskau b. Halle geboren.
1846 begann er. bei einem Zeugschmiedemeister in Schönebeck bei Magdeburg die Lehre. Nach abgeschlossener Berufsausbildung kam er auf der Wanderschaft über Norddeutschland, Österreich-Ungarn und Oberitalien 1851 erstmals nach Chemnitz und arbeitete ein Jahr in der Werkzeugfabrik von F. W. Schniecke. Dann ging er wiederum auf Wanderschaft. 1853 kehrte er nach Chemnitz zurück. Nach erneuter Arbeit bei Schniecke trat er im Oktober 1856 bei David Gustav Diehl, der späteren Werkzeugmaschinenfabrik „Union“ ein. 1857 verließ er nochmals Chemnitz, kam aber Anfang 1859 in die Stadt zurück. Diehl stellte ihn nun als Vorarbeiter ein.

Am 1. Oktober 1859 übernahm Reinecker die Werkzeughandlung von G. S. Apffel, dem Schwiegervater Diehls, in der Bretgasse. Der Handel und die Reparatur von Werkzeugen für Handwerker und Landwirte brachte nur mäßigen Gewinn. 1864 verlegte Reinecker sein Geschäft in die Zwickauer Straße 17. Nun begann er mit der Herstellung von Werkzeugen (Schneidkluppen, Schneidbohrer und Reibahlen nach Whitworth). Drei Jahre später verlagerte Reinecker seine Firma zur Brückenstraße. Hier erfolgte der Übergang zur Fabrik. Reinecker und seinen neun Gehilfen stand nun eine Dampfmaschine zum Antrieb ihrer drei Hilfsmaschinen zur Verfügung. 1872 folgte der dritte Umzug, weil die Räume für die prosperierende Firma zu klein geworden waren. Mit 25 Arbeitern und 14 Maschinen zog er an die Augustusburger Straße 35. Zwei Jahre später hatten sich die Zahl der Arbeiter (52) und der Maschinen (30) verdoppelt. Am neuen Standort wandte sich Reinecker dem Bau von Fräs- und Schleifmaschinen und Hinterdrehbänken zu. Dabei orientierte sich er am US-amerikanischen Maschinenbau, der damals als führend auf dem Sektor der Werkzeugmaschinenherstellung galt. Um Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln, kaufte er wiederholt amerikanische Werkzeugmaschinen. Die von Reinecker gebauten Maschinen zeichneten sich durch hohe Präzision in der Arbeit aus. Neben den Werkzeugmaschinen wurde auch eine Feinmessmaschine, eine Konstruktion seines Sohnes Richard, eine Haarröhrchen - Messmaschine gebaut. Trotz mehrmaliger Erweiterungsbauten waren auch dem neuen Standort Grenzen gesetzt. Ab 17. Juni 1891 begann mit 226 Arbeitern und 211 Werkzeugmaschinen an der heutigen Reineckerstraße in Chemnitz-Gablenz die Produktion. 1893 stellte er als einziger deutscher Werkzeugmaschinenfabrikant auf der Weltausstellung in Chicago aus. Über seine von ihm entwickelte Bolzendrehmaschine äußerte sich die Jury wie folgt: „Die Konstruktion ist ausgezeichnet und neuartig für gerade und konische Bolzenarbeit.“ Damit hatte Reinecker den Kampf gegen die amerikanische Konkurrenz auf dem Gebiet der Werkzeugmaschinen für Eisenbearbeitung erfolgreich aufgenommen. Von der Messmaschine wurden innerhalb kurzer Zeit 75 Stück im In- und Ausland verkauft.

Dass um 1900 der deutsche Werkzeugmaschinenbau international wieder an Beachtung gewann, ist auf das Lebenswerk von Julius Eduard Reinecker zurückzuführen. In seiner Entwicklung verkörpert er den Unternehmer der ersten Generation, der sich ohne wissenschaftliche Bildung vom Arbeiter zum Industriellen empor arbeitete. Er verstarb am 7. September 1895 Chemnitz.

 
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