Kurfürst Moritz von Sachsen zum 500. Geburtstag

von Andrea Kramarczyk

Porträt Herzog Moritz von Sachsens im „Sächsischen Stammbuch“, 1545/1548, Mscr. Dresd. R3, SLUB Dresden, Foto: SLUB Dresden, online

Moritz von Sachsen war ein willensstarker Fürst. Als er am 21. März 1521 als Sohn Herzog Heinrichs in Freiberg geboren und später in der dortigen Lateinschule unterrichtet wurde, regierte sein strenger Onkel Herzog Georg der Bärtige in Dresden. Für die Reformierung der Kirche war dieser Wettiner aufgeschlossen, aber Luthers Wittenberger Reformation ging ihm zu weit und so nahm er möglichst Einfluss auf seinen Neffen Moritz. Nachdem Herzog Georg gestorben war, kam Moritz´ Vater Herzog Heinrich der Fromme an die Regierung. Er führte im Jahr 1539 die Reformation im albertinischen Sachsen ein und löste in der Folgezeit die Klöster auf.

Prinz Moritz war Herzog Heinrichs ältester Sohn. Er dürfte bereits als Kind mit zu Gast bei Abt Hilarius in Chemnitz gewesen sein, dem Taufpaten seines Bruders August. Im Chemnitzer Benediktinerkloster war der jugendliche Moritz bei Abt Hilarius ein gern gesehener Gast. Einige seiner Pferde ließ er in Chemnitz in den Ställen des Abtes, der den Klosterbesitz noch einige Jahre verwaltete. Moritz liebte die Jagd. Er liebte auch die 14jährige Agnes von Hessen, eine Tochter Landgrafs Philipp von Hessen, die er gegen den Wunsch seines Vaters am 11. Januar 1541 heiratete.

Als Herzog Heinrich der Fromme im August dieses Jahres starb, trat Herzog Moritz die Regierung an. Während der folgenden elf Jahre ritt der junge streitbare Fürst in neun Kriege. Beim ersten Feldzug im Jahr 1542, während des Krieges gegen die Türken in Ungarn, entkam er knapp, weil sich ein Getreuer für ihn opferte. Infolge seiner Beteiligung am Schmalkaldischen Krieg erlangte er die Kurwürde von Kaiser Karl V., die der Adelsfamilie sonst entzogen worden wäre.

Tafelstube oder kurfürstliches Gemach, Schloss Chemnitz, heute Schloßbergmuseum Chemnitz, Foto: Kunstsammlungen Chemnitz / Schloßbergmuseum.

Kurfürst Moritz ließ das ehemalige Benediktinerkloster Chemnitz zu seiner Sommerresidenz umbauen: Das Refektorium wurde zur Hofstube und die darüber gelegenen Schlafräume zum großen Festsaal des Schlosses. Daran schloss die lange blaue Tafelstube an mit steinernen Renaissancepilastern zwischen den Fensterpaaren. Im Mönchschor entstand das fürstliche Schlafgemach mit Himmelbett und Kamin. Seiner Gemahlin schrieb der Fürst während des Umbaus im Herbst 1548, er werde sie auf den neuen Bau holen und mit ihr Birnen braten.

Nach einem Turnier in Zschopau, bei dem sowohl Kurfürst Moritz, als auch sein Turniergegner Erzherzog Ferdinand glücklich, ohne sich zu verletzen, vom Pferd gefallen waren, begann im August 1549 das Hoflager auf Schloss Chemnitz. Der italienische Musiker Cerbonio Besozzi pries die schöne Gestalt und die Lage auf einem lieblichen Hügel. Der Fürst mochte die Aussicht auf die befestigte Stadt und die ländliche Umgegend. Anfang Oktober ließ er sich Forstunterlagen nach Chemnitz bringen. Der entscheidungsfreudige Landesherr regelte nicht nur Forstangelegenheiten neu, sondern auch andere Verwaltungs- oder Bergwerkssachen. Er schuf das Amt Chemnitz und den Erzgebirgischen Kreis. Der Chemnitzer Amtsschösser Barthel Lauterbach legte Amtserbbücher an.

O. Stein: Deckentäfelung im kurfürstlichen Schlafgemach im Chor der ehemaligen Klosterkirche, Federzeichnung, Chemnitz 1868, Foto: Kunstsammlungen Chemnitz / Schloßbergmuseum.

Kurfürst Moritz agierte kühn und entschlossen. Er ging direkt auf Andere zu und vertraute seinem eigenen Urteil, besonders aber seiner Frau und seinem Bruder August. Moritz von Sachsen gelang das religionspolitisch schwierige Meisterstück, zuerst an der Seite des Kaisers im Sinne seiner Dynastie zu streiten und später für den Bestand der Reformation einzutreten. Im Jahr 1552 führt er eine Fürstenrebellion gegen den Kaiser an. Im Jahr darauf ritt er an Stelle des Kaisers in die verheerende Schlacht bei Sievershausen. Kurfürst Moritz von Sachsen erlag am 11. Juli 1553, zwei Tage nach seinem errungenen Sieg, einer Schussverletzung. Sein Bruder August, der ihm in der Regierung sowie als Kurfürst nachfolgte, ließ ihn prachtvoll im Freiberger Dom bestatten.





Weiterführende Informationen zu Kloster und Schloß Chemnitz mit Bezügen zu Moritz von Sachsen finden sich in: Andrea Kramarczyk: Reiter im „blauen Schloss“. Vorgeschichte, Blüte und Niedergang von Schloss Chemnitz. in: Uwe Fiedler (Hrsg.) Der Kelch der bittersten Leiden. Chemnitz im Zeitalter von Wallenstein und Gryphius, Chemnitz 2008, S. 65-75; Andrea Kramarczyk: Das kurfürstliche Schloß zu Chemnitz. In: Jens Kassner, Gabriele Viertel, Stephan Weingart (Hg.): Das Kellerhaus und der Chemnitzer Schloßberg. Chemnitz 2001. S. 27-35; Andrea Kramarczyk : «Ihr wollet dasselbe abschreiben lassen » – Kurfürst August von Sachsen und Georgius Agricolas montanistisches Werk, in: Rundbrief 2013 des Agricola-Forschungszentrums Chemnitz, Chemnitz 2015, S. 5-22, dies online.

 
E-Mail
Anruf