Gedenken an Volker Beier
Am 29. November 2023 verstarb im Alter von 80 Jahren unser Gründungsmitglied Akad.-Dipl.-Bildhauer Volker Beier.
Volker Beier wurde als jüngstes von drei Kindern in einer Chemnitzer Architekten- und Handwerkerfamilie geboren. Er ließ sich in seiner Geburtsstadt zunächst zum Steinmetz und Bildhauer ausbilden, studierte anschließend an der Fachschule für angewandte Kunst in Leipzig. Nach zwei Jahren freischaffender Tätigkeit und Armeedienst wurde er 1969 zum Meisterschülerstudium an der Akademie der Künste in Moskau bei Nikolai Tomski und von 1974 bis 1976 an die Akademie der Künste in Berlin bei Gerhard Geyer berufen.
Volker Beier war ein Meister der Plastik, Restaurierung, künstlerischen Konzeption wie der Zeichnung. Seine Materialien waren Bronze, Eisen, Porphyr und Hartgesteine, denen er warme und ansprechende Formen verlieh. Besonders hervorzuheben sind seine Plastiken aus dem einheimischen Zöblitzer Serpentinit.
Als junger Künstler restaurierte er am Freiberger Dom die Goldene Pforte (1966). Mit Heinz Schumann gestaltete er den Schriftspiegel „Proletarier aller Länder vereinigt Euch“ hinter dem Karl-Marx-Monument (1970). Sein Liebesnest (1978) ziert heute den Eingang des derzeit geschlossenen Schauspielhauses und sein Hans-Beimler-Denkmal (1979) in Gablenz konnte noch unter seiner Mitwirkung neu saniert werden.
Geschichte künstlerisch gegenständlich zu verarbeiten, war ihn ein inneres Anliegen. Davon zeugen am Stephanplatz die Porphyr-Stele zum Gedenken an die vernichtete Synagoge sowie die Bronze-Plastik in Form eines Davidsterns im Hof der Technischen Universität an der Straße der Nationen. Letztere erinnert, dass von diesem Ort aus die Chemnitzer Juden in die Konzentrationslager deportiert wurden. 1990 gehörte Volker Beier zu den Gründungsmitgliedern des Geschichtsvereins. Mit der künstlerisch-plastischen Umsetzung historischer Themen verlieh er der Arbeit des Geschichtsvereins eine beispiellose Außenwirkung, die wir im öffentlichen Raum wahrnehmen können.
Eine erste Arbeit mit dem Geschichtsverein stellte 1991 an der Weststraße 13 die Einweihung der Bronzetafel für Hermann Fürstenheim dar, den Nazis in seinem Wohnhaus ermordet hatten. Nachhaltige künstlerische Werke von Volker Beier würdigen Georgius Agricola. 1991 wurde eine Bronze-Gedenktafel an der ehemaligen Wirkungsstätte von Agricola als Bürgermeister am Alten Rathaus angebracht. Eine weitere Bronzetafel konnte 1994 an dem Wirkungsort von Agricola als Montangelehrten in Tschechien in Jachymov aufgestellt werden. Eine wunderbare Arbeit zu Agricola aus dem Jahr 1994 ist die Stein-Plastik vor dem damals neu entstandenen Stadtwerke Haus in Chemnitz, an der Treppe von der Augustusburger zur Dresdener Straße.
Viele Arbeiten von Volker Beier sind nach 1990 für Friedhöfe konzipiert worden. Über mehrere Jahre wurden Arbeiten von Volker Beier für den Nikolaifriedhof ausgeführt. Hier entstanden an Stelle von bereits verschwundenen Grabsteinen Obelisken aus Sandstein mit Reliefs und plastischen Schriften. Eine solche Ehrung erfuhren bedeutende Chemnitzer Persönlichkeiten wie:
Marie Luise Pleißner - Frauenrechtlerin und Lehrerin.
Paul Kohl - deutscher Philatelist.
Maria Schmidt-Billhardt - Porträtfotografin.
Hermann Schiersand - Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (1919) bzw. der Liberal-Demokratischen Partei (1945).
Einen Gedenkstein auf dem Nikolaifriedhof schuf Volker Beier ebenfalls für die Opfer der Euthanasie. Für den 2015 verstorbenen Türmer Stefan Weber gestaltete Volker Beier ebenfalls die Grabplatte. Auf dem Städtischen Friedhof wurde 1997 von ihm der Grabstein des Stadtarchivars Paul Uhle restauriert. Und auf dem Friedhof in Einsiedel konnte 2004 eine Bronzene Gedenktafel für den von den Nazis 1933 geschassten Kantor Kurt Stelzer aufgestellt werden. In Hohenstein-Ernstthal erfolgte 2010 die Wiederweihe der Grabstätte von Dr. Wilhelm André, Oberbürgermeister von Chemnitz in den Jahren 1874 bis 1896, mit der Übergabe einer neu gestalteten Grabplatte von Volker Beier. In diese Reihenfolge gehört im Zeisigwald das Ende der 1990er Jahre renovierte Ehrenmal zum Gedenken an die fast 12.000 Chemnitzer Soldaten, die aus dem Ersten Weltkrieg nicht heimkehrten. Diese Plastik des Chemnitzer Architekten Heinrich Straumer aus dem Jahr 1925 mit einem ruhenden Hirsch auf einer Grabgruft und mit den Namen der Schlachten war am Ende der DDR-Zeit ruinös fast auseinandergefallen. Der Geschichtsverein setzte sich für die Renovierung des Gedenksteines ein und Volker Beier sanierte die Anlage und modellierte den Hirsch neu. Eine weitere Plastik von Volker Beier wurde im September 2010 mit dem Geschichtsverein an der Bernhardschen Spinnerei in Harthau eingeweiht. Sie erinnert an den 200. Jahrestages von Goethes Besuch in Chemnitz.
Zum hier nicht genannten Œuvre des Künstlers Volker Beier gehören seine herausragenden Portraits von Künstlern, Sportlern und Persönlichkeiten. Großartig restaurierte er historische Skulpturen und Denkmäler im öffentlichen Raum (Martin Luther) sowie in Kirch- und Schlossanlagen in ganz Sachsen. Sein Repertoire umfasst neben großen Bildwerken und Brunnenanlagen, kleine feine Bronzen und nicht zu vergessen seine unzähligen Medaillen, Münzen und Plaketten. Vieles davon ist in seinen Bildband: Volker Beier, Plastik & Zeichnung, im Jahr 2003 erschienen.
Mit Volker Beier haben wir einen großen Künstler verloren, dessen unzähligen Werke heute nicht nur unser Stadtbild prägen. Seine Kunstwerke in Zusammenarbeit mit unserem Verein haben für die Menschen Geschichte kunstvoll öffentlich gestaltet.
Dafür möchten wir Dir, lieber Volker Beier, zum Abschied "Danke" sagen.