170 Jahre Gasbeleuchtung in Chemnitz
von Wolfgang Uhlmann

In vergangenen Zeiten war auch Chemnitz, wenn die Nacht hereinbrach, ein "Ort der Finsternis". Lediglich bei Vollmond konnte man schneller durch die Straßen gehen. Dieser Zustand währte über Jahrhunderte - bis zum 9. November 1791. Dann ging den Chemnitzern "ein Licht auf". Am 10. November jenes Jahres erleuchteten erstmals 60 Laternen die Straßen und Gassen der Innenstadt. In den folgenden Monaten wurden dann noch weitere Laternen aufgestellt. Als diese Arbeiten am 1. Dezember zum Abschluss kamen, waren es immerhin 196 Laternen, die nun die Dunkelheit erhellten. Mit der Versorgung und Wartung der Laternen beauftragte der Rat der Stadt zwei Laternenwärter, die einem eigens dafür eingesetzten Deputierten der Bürgerschaft unterstanden. Die Kosten für die Anlage und den Unterhalt der Straßenbeleuchtung verteilte der Rat auf die Einwohner der Stadt. Je nach der Größe des Hauses mussten deren Besitzer jährlich 18 Groschen bis einen Taler (21 Pfennige = 1 Groschen, 21 Groschen = 1 Taler) und einer, der zur Miete wohnte, drei Groschen zahlen. Da der Stadtrat durch die Laternen eine erhöhte Brandgefahr befürchtete, schaffte er noch eine neue Feuerspritze an, die sich allerdings als nicht allzu leistungsfähig erwies. 

Als auf den Straßen und z.T. in den Wohnungen noch die Öllampen bzw. -laternen brannten, gingen einige Unternehmer schon dazu über, in ihren Fabriken Gasbeleuchtungen zu installieren. Diesen Schritt ging als einziger in seinem Gewerbe auch der Chemnitzer Gastwirt Leinert, der seine Schankwirtschaft "Zum Wind" (sie stand an der Stollberger Straße) und in den Sommermonaten auch den Garten mittels Gasbeleuchtung erhellte. Die Anlage dazu stammte vom Chemnitzer Flaschnermeister Kellermann (Flaschner=Klempner). 1853 richtete der Chemnitzer Maschinenfabrikant und Baumwollspinnereibesitzer Constantin Pfaff an den Rat der Stadt ein Gesuch, in Chemnitz eine Gasanstalt einrichten zu dürfen. Da der Rat dieser Neuerung aufgeschlossen gegenüberstand, konnte Pfaff am 25. Mai 1854 den Betrieb aufnehmen. 126 Gaslaternen und 1400 Flammen in Wohnungen leuchteten an diesem Abend erstmals in Chemnitz. Bald war mit 6000 Abnehmern die Leistungsgrenze dieser Gasanstalt erreicht, so dass1876 der Bau eines zweiten Gaswerkes an der Wilhelmstraße, diesmal von der Stadt finanziert, unumgänglich wurde. 1893 beauftragte der Rat der Stadt die Berliner Firma Siemens & Halske mit der Errichtung des ersten städtischen Elektrizitätswerkes. Aber es vergingen noch Jahrzehnte, bis in allen Haushalten die Gasbeleuchtung durch elektrische ersetzt wurde.

 
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